Franz Schlegel
  Gedanken alter Meister
  

JEAN-PAUL SARTRE

Du willst Freundschaft? Du willst Liebe? / Heute? Mit einer Milliarde Sklaven und Krieg an allen Ecken der Welt? / Du willst sofort ein Mensch sein? Sonst noch was? Wir sind keine Menschen, mein Lieber, noch nicht. Wir sind Mißgeburten, halbe Portionen, halbe Tiere. Alles was wir tun können, ist, daran zu arbeiten, daß die Kommenden uns nicht ähneln. (Die letzte Chance, 1949)

... Versuch es. Versuch von innen zu kämpfen. ... Wohin [es] führt ..., das Unmögliche zu versuchen? Zu nichts. Aber es gibt nichts anderes zu tun. (Die letzte Chance, 1949)

Draußen. Draußen und drinnen zugleich. Vollständig bei der Sache und vollständig unbeteiligt, das Unmögliche wollend und wissend, daß du es willst, und es wollend, als wenn es machbar wäre: genau das ist ein Mensch. (Die letzte Chance, 1949)

Ein zufälliges, nicht zu rechtfertigendes, aber freies Wesen, vollständig untergetaucht in eine Gesellschaft, die es unterdrückt, jedoch fähig, über diese Gesellschaft hinauszugehen durch seine Anstrengungen, sie zu verändern - das ist es, was der revolutionäre Mensch zu sein beansprucht. (Materialismus und Revolution, 1946)

Was bedeutet ..., daß die Existenz der Essenz vorausgeht? Es bedeutet, daß der Mensch zuerst existiert, sich begegnet, in der Welt auftaucht und sich danach definiert. Wenn der Mensch so wie in der Existentialist begreift, nicht definierbar ist, so darum, weil er anfangs überhaupt nichts ist. Er wird erst in der weiteren Folge sein, und er wird so sein, wie er sich geschaffen haben wird. Also gibt es keine menschliche Natur, da es keinen Gott gibt, um sie zu entwerfen. (Ist der Existentialismus ein Humanismus?, 1946)

Jean-Paul Sartre (1905 - 1980)

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