Gedanken alter und neuer Meister

V1.11    Ausgewählt von Prof. Schlegel    


Durch Mausklick auf das jeweilige Bild gelangt man zu Gedanken welche wahrscheinlich

(mit wenigen Ausnahmen...) nicht so allgemein bekannt sind,

zu denen vielleicht nur derjenige gelangt, der sich auf das Denken einläßt.

Vielleicht sollte man aber zuerst einen Moment bei den Bildern verweilen um zu raten...

Es wurde absichtlich auf jede Systematik verzichtet, da eine

Philosophia Perennis alle großen Gedanken durchzieht.


 

Rabindranath Tagore J. P. Sartre Alexius Meinong Giordano Bruno Hannah Arendt Thomas Nagel Simone de Beauvoir Emma Goldmann Ernesto Che Guevara Karl Kraus Michael Bakunin Michel Foucault Moritz Schlick Noam Chomsky Marian Heitger John Searle Martin Heidegger Peter Sloterdijk Günther Anders Karl Marx Friedrich Nietzsche Max Horkheimer Bertrand Russell Ludwig Wittgenstein

 


 



Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muß man schweigen.

255. Der Philosoph behandelt eine Frage; wie eine Krankheit.

261. ... - So gelangt man beim Philosophieren am Ende dahin, wo man nur noch einen unartikulierten Laut ausstoßen möchte. - Aber ein solcher Laut ist ein Ausdruck nur in einem bestimmten Sprachspiel, das nun zu beschreiben ist.

 

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Ludwig Wittgenstein (1889 - 1951; aus: Vorwort Tractatus ... (1918)

bzw. Philosophische Untersuchungen I, 255., 261.

Auszüge aus dem Tractatus als HTML oder PDF

Mehr dazu: Deutsche Wittgenstein Gesellschaft (Originaltexte!)


 



Ich glaube nämlich, daß in der Welt viel zuviel gearbeitet wird, daß die Überzeugung, Arbeiten sei an sich schon vortrefflich und eine Tugend, ungeheuren Schaden anrichtet und daß es nottäte, den modernen Industrieländern etwas ganz anderes zu predigen, ... (Lob des Müßiggangs (1935))

Das schlimmste an der christlichen Religion ist ihre krankhafte und unnatürliche Einstellung zur Sexualität.

Soweit ich weiß, wird in keinem Kirchenlied das hohe Lied der Intelligenz gesungen.

Ich bin selbst gegenüber allen bekannten Religionen Dissident, und ich hoffe, daß jede Art religiöser Gläubigkeit ausstirbt.

Die Behauptung, das Christentum habe einen erhebenden Einfluß auf die Moral, kann nur aufrechterhalten werden, wenn man sämtliche historischen Beweise ignoriert oder fälscht.   ('Warum ich kein Christ bin')

Bertrand Russell (1872 - 1970)

Bertrand Russell über religiösen Glauben als HTML oder PDF

Warum ich kein Christ bin

Mehr dazu: Russell´s Leben, Paradoxa, ...

 


 



Die konkreten Arbeitsbedingungen in der Gesellschaft erzwingen den Konformismus und nicht die bewußten Beeinflussungen, welche zusätzlich die unterdrückten Menschen dumm machten und von der Wahrheit abzögen. Die Ohnmacht der Arbeiter ist nicht bloß eine Finte der Herrschenden, sondern die logische Konsequenz der Industriegesellschaft, in die das antike Fatum unter der Anstrengung, ihm zu entgehen, sich schließlich gewandelt hat.

Im Alter von 40 bis 50 Jahren pflegen Menschen eine seltsame Erfahrung zu machen. Sie entdecken, daß die meisten derer, mit denen sie aufgewachsen sind und Kontakt behielten, Störungen der Gewohnheiten und des Bewußtseins zeigen. ...... unter den gegebenen Verhältnissen führt der Vollzug der bloßen Existenz ... schon im Mannesalter zum Kretinismus. ...... Es ist als ob die Menschen zur Strafe dafür, daß sie die Hoffnungen ihrer Jugend verraten und sich in die Welt einleben, mit frühzeitigem Verfall geschlagen würden.

Max Horkheimer (1895-1973), Theodor W. Adorno (1903 - 1969) - aus: Dialektik der Aufklärung, 1947

Der Verstörer Adorno - Von Konrad Paul Liessmann im  HTML  oder  PDF Format

Mehr dazu: Die Frankfurter Schule


 



"Ist es wahr, daß der liebe Gott überall zugegen ist?" fragte ein kleines Mädchen seine Mutter; "Aber ich finde das unanständig" - ein Wink für Philosophen!

Zur Korrektur das wohl berühmteste, aber ständig falsch wiedergegebene (und dadurch völlig mißverstandene) Zitat aus "Also sprach Zarathustra", am Ende der Begegnung mit dem alten Heiligen, nachdem sie sich lachend (!) trennen:

Als Zarathustra aber allein war, sprach er also zu seinem Herzen: "Sollte es denn möglich sein! Dieser alte Heilige hat in seinem Walde noch Nichts davon gehört, daß Gott tot ist!"

An ihre (gemeint sind die antiken Griechen F.S.) beiden Kunstgottheiten, Apollo und Dionysus, knüpft sich unsere Erkenntniss, daß in der griechischen Welt ein ungeheurer Gegensatz, nach Ursprung und Zielen, zwischen der Kunst des Bildners, der apollinischen, und der unbildlichen Kunst der Musik, als der des Dionysus, besteht: beide so verschiedne Triebe gehen neben einander her, zumeist im offnen Zwiespalt miteinander und sich gegenseitig zu immer neuen kräftigeren Geburten reizend, um in ihnen den Kampf jenes Gegensatzes zu perpetuieren, den das gemeinsame Wort "Kunst" nur scheinbar überbrückt; bis sie endlich, durch einen metaphysischen Wunderakt des hellenischen "Willens", miteinander gepaart erscheinen und in dieser Paarung zuletzt das ebenso dionysische als apollinische Kunstwerk der attischen Tragödie erzeugen. (Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik)

Friedrich Nietzsche (1844 - 1900)

Nietzsche über das Apollinische und Dyonisische (HTML)

Mehr zu Nietzsche hier: www.friedrichnietzsche.de

 

 


 



Das unmittelbare, natürliche, notwendige Verhältnis des Menschen zum Menschen ist das Verhältnis des Mannes zum Weibe. Aus dem Charakter dieses Verhältnisses folgt, inwieweit der Mensch als Gattungswesen, als Mensch sich geworden ist und erfaßt hat; das Verhältnis des Mannes zum Weib ist das natürlichste Verhältnis des Menschen zum Menschen. In ihm zeigt sich also, inwieweit das natürliche Verhalten des Menschen menschlich und inwieweit seine menschliche Natur ihm zur Natur geworden ist. (Mit diesem Marx-Zitat aus »Privateigentum und Kommunismus« endet »Das andere Geschlecht« von Simone de Beauvoir)

Wenn wir den Stand gewählt, in dem wir am meisten für die Menschheit wirken können, dann können uns Lasten nicht niederbeugen, weil sie nur Opfer für alle sind; dann genießen wir keine arme, eingeschränkte, egoistische Freude, sondern unser Glück gehört Millionen, unsere Taten leben still, aber ewig wirkend fort, und unsere Asche wird benetzt von der glühenden Träne edler Menschen. (Schlussworte des Maturaaufsatzes "Gedanken eines Jünglings bei der Berufswahl" von K. Marx 1935)

 

Karl Marx (1818 - 1883)

Karl Marx als Philosoph der menschlichen Emanzipation als HTML oder PDF

Mehr zu Karl Marx hier! (Online-Schriften) und über NATIONALÖKONOMIE UND PHILOSOPHIE


 



Nein, nicht ein pathologisches, einer Behandlung bedürfendes Symptom ist das Gefühl der "Sinnlosigkeit des Lebens", sondern angesichts des Faktums der Sinnlosigkeit ein völlig berechtigtes Gefühl, ein Zeichen von unbeschädigter Wahrheitsbereitschaft, um nicht geradezu zu sagen: ein Symptom von Gesundheit. Diese Wahrheitsbereitschaft verlangt freilich, wie paradox immer das auch klingen mag, daß wir nach dem "Sinn" zu suchen aufhören.

Günther Anders (1902 - 1992, "Grabrede" auf das Sinn-Gefasel, Die Antiquiertheit des Menschen)

G. Anders über Rundfunk und Fernsehen im HTML oder PDF Format

Wer zu früh kommt: Anders, von K. P. Liessmann im HTML oder PDF Format

Mehr zu G. Anders (Archiv, Texte) hier!

 


 



Das Lernen wird zynisch-instrumentell von seinen Zielen getrennt und als bloßes abstraktes Qualifikationsmerkmal ( EU-"Standards" in die Schule... Zusatz von mir F.S. ) gehandhabt. ... Wieviel Ethosvernichtung und Demoralisierung hier fortwährend geschieht, ist kaum zu ermessen - man denke nur an die Studien die mit "Werten" zu tun haben, Pädagogik, Lehramtsberufe, juristische Berufe, Publizistik, Sozialarbeit, Medizin etc. Wenn Mephistopheles zu Faust sagen konnte, grau sei alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum, so zeugt dies von einem Optimismus, wie ihn nur jemand entwickeln kann, der noch nie vom Studium ins berufliche Leben übergegangen ist. Denn hier zeigt sich, daß wohl die Theorie etwas zu rosig war und die Wirklichkeit uns erst beibringt, was richtiges grau ist. Doch ist man hier nicht ganz ohne Hoffnung, Studienreformen sorgen dafür, daß auch die Studien so grau sein werden, wie die Aussichten sind, die man nach ihnen hat.

Peter Sloterdijk (* 1947, Kritik der zynischen Vernunft, 2.Bd.)

Mehr zu Sloterdijk hier!


 



Die Bodenlosigkeit des Geredes versperrt ihm nicht den Eingang in die Öffentlichkeit, sondern begünstigt ihn. Das Gerede ist die Möglichkeit, alles zu verstehen ohne vorgängige Zuneigung der Sache. Das Gerede behütet schon vor der Gefahr, bei einer solchen Zuneigung zu scheitern. Das Gerede, das jeder aufraffen kann, entbindet nicht nur von der Aufgabe echten Verstehens, sondern bildet eine indifferente Verständlichkeit aus, der nichts mehr verschlossen ist.

(Zusatz F.S.: Heutiges Gymnasium besteht fast nur mehr aus Gerede...)

Das Bedenklichste in unserer bedenklichen Zeit ist, daß wir noch nicht denken. ... In das, was Denken heißt, gelangen wir, wenn wir selber denken. Damit ein solcher Versuch glückt, müssen wir bereit sein, das Denken zu lernen.

Martin Heideger (1952, zentrale Thesen von "Was heißt Denken?")

 

Martin Heidegger (1889 - 1976, 1927 in "Sein und Zeit" über das unerträgliche Gerede)

Mehr zu Heidegger und Sein und Zeit hier!

 

 


 



Erstens sollten wir damit aufhören, Dinge zu sagen, die offenkundig falsch sind. ... Zweitens sollten wir uns beständig daran erinnern, was wir mit Sicherheit wissen. ... Drittens sollten wir uns beständig fragen, was für wirkliche Tatsachen in der Welt denn eigentlich den Behauptungen entsprechen sollen, die wir über den Geist aufstellen. ... Eine vierte und letzte Richtlinie: Wir müssen den sozialen Charakter des Geistes wiederentdecken.

John R. Searle (* 1932, Schlußworte von "Die Wiederentdeckung des Geistes", 1992)

Text von Searl: Existiert die wirkliche Welt?

Mehr zu J. Searle hier!


 



Als Ware hat Bildung nichts mehr mit Selbstbestimmung zu tun, nichts mit Urteilskraft, schon gar nichts mehr mit der Fähigkeit, verantwortlich zu werten und zu handeln. Sie wird zum Gegenteil dessen, was ihre Dignität (= Würde, Wert, hoher Rang F.S.) ausmacht.

Politik hat sich nicht in die Pädagogik einzumischen. Sie hat aber den Raum für Bildung zu schaffen.

Bildung hat es immer mit Selbstbestimmung zu tun. Das ist keine antiquierte Romantik, sondern Anerkennung des Menschen in seinem unhintergehbaren Wert.

Bildung ist nicht messbar und zählbar, auch nicht durch ein ausgeklügeltes System von Input-Output-Verfahren. Die wirklichen Tugenden des Menschen als Ausdruck seiner Bildung wie etwa Liebe und Güte, Besonnenheit und Demut, aber auch Mut zur eigenen Entscheidung und Absage an Feigheit entziehen sich zählbaren Verfahren; sie bleiben schließlich außerhalb der pädagogischen Absicht.

Bildung kann durch noch so feine berechnete Steuerungsmechanismen nicht gemacht werden; sie bedarf der Anstrengung dessen, der sich bildet, sie ist, wie Pestalozzi formulierte, "Werk seiner selbst".

Bildung sieht den Menschen nicht als Ressource für die Steigerung der Produktion, sie degradiert ihn nicht zur gesellschaftlichen Funktion.

Offenbar kann sich das von der Zukunftskommission vorgelegte Programm nicht damit abfinden, dass der Mensch weder mach- noch formbar ist, dass er trotz aller Planungsvorgaben über ein Bewusstsein von Freiheit verfügt, und dass er im Wissen um seine Freiheit auch immer wieder anders handeln kann, als es der Zukunftsplan der Zukunftskommission vorgesehen hat.

Marian Heitger (* 1927) über den stattfindenden Tod der Bildung

Kommentare von Heitger zum derzeitigen Elend der Bildung in Österreich:

Lehrplan als Sammelsurium von Schlagwörtern: HTML oder PDF   Politik gegen Pädagogik: HTML oder PDF

Die Irrtümer der sogenannten "Zukunftskommission": HTML oder PDF    Tugend als Menschenbildung: HTML oder PDF

Verkauf der Bildung an die Wirtschaft: HTML oder PDF    Politiker sollten ihre Wortwahl überlegen: HTML oder PDF

Der Tod der Bildung: HTML oder PDF   Die Notwendigkeit des Prüfens und Beurteilens: HTML oder PDF

Scheitern der multikulturellen Erziehung: HTML oder PDF   Volksschullehrer sollen unterrichten: HTML oder PDF

 

 


 



Whatever the establishment is, I'm against it.

Wenn man die Veränderung zum Besseren für unmöglich hält, wird sie auch nicht kommen.

Vorbildlich ist es sich immerfort zu bemühen, auch wenn man weiß, daß es vergeblich ist.

Noam Chomsky (* 1928) in "Profit over people" bzw. "War against people"

Chomsky über Globalisierung: HTML oder PDF

Mehr zu Chomsky hier!


 

 



Es gibt daher keine prinzipiell unbeantwortbaren Fragen, keine prinzipiell unlösbaren Probleme. Was man bisher dafür gehalten hat, sind keine echten Fragen, sondern sinnlose Aneinanderreihungen von Worten, die zwar äußerlich wie Fragen aussehen, da sie den gewohnten Regeln der Grammatik zu genügen scheinen, in Wahrheit aber aus leeren Lauten bestehen, weil sie gegen die tiefen inneren Regeln der logischen Syntax verstoßen, welche die neue Analyse aufgedeckt hat

Moritz Schlick (1882 - 1936) in "Die Wende der Philosophie"

Schlick über die Wende der Philosophie: HTML oder PDF

Der Mord an Moritz Schlick: HTML oder PDF

Mehr zu Schlick (Schriften) hier!

 

 


 



Mag sein, daß das Abendland nicht fähig gewesen ist, neue Lüste zu erfinden; sicher hat es keine neuen, ungeahnten Laster entdeckt. Wohl aber hat es dem Spiel der Mächte und Lüste neue Regeln gegeben: darin hat sich das erstarrte Antlitz der Perversionen abgezeichnet.

Wenn die Repression ... seit dem klassischen Zeitalter die grundlegende Art und Weise der Verbindung von Macht, Wissen und Sexualität gewesen ist, dann kann man sich nur um einen beträchtlichen Preis von ihr befreien: es braucht dazu nicht weniger als eine Überschreitung der Gesetze, eine Aufhebung der Verbote, einen Einbruch der Rede, eine Wiederherstellung der Lust im Wirklichen und eine vollkommen neue Ökonomie in den Mechanismen der Macht; denn schon das geringste Aufblitzen der Wahrheit steht unter politischen Bedingungen.

 

Michel Foucault (1926-1984), in "Sexualität und Wahrheit" (1976)

Michel Foucault: Das Abendland und die Wahrheit des Sexes: HTML oder PDF

Mehr zu Foucault hier!


 



Im allgemeinen liegt es in der Art aller theologischen und auch metaphysischen Gedankengänge zu versuchen, eine Sinnlosigkeit durch eine andere zu erklären.

Jedesmal aber, wenn ein Staatsoberhaupt von Gott spricht, ... , kann man sicher sein, daß er sich vorbereitet, seine Volksherde von neuem zu scheren.

Michael Bakunin (1814 - 1876) in "Gott und der Staat"

Michael Bakunin: Gott und der Staat als HTML oder PDF

Mehr zu Marxismus und, Anarchismus hier!

 


 



Dem durch keine Parteibrille getrübten Blick muß doppelt deutlich sich das Mene Tekel zeigen, welches dräuend in unserer durch Altarkerzen verstärkten Finsternis zuweilen aufleuchtet.

So möge denn die Fackel einem Lande leuchten, in welchem - anders als in jenem Reiche Karls V. - die Sonne niemals aufgeht.

Karl Kraus (1874 - 1936), im Vorwort zur "Fackel" (1899)

Links: www.karl-kraus.net und Uni-Bibliothek FU Berlin, Links


 



Es wird immer ungerecht sein, dass ein intelligenter Mensch ebenso viel verdient wie ein geistig kümmerlicher. In Wirklichkeit sollte der intelligente Mensch weniger bekommen, da der Zurückgebliebene schon benachteiligt ist, kaum dass er das Licht der Welt erblickt hat.

Bleiben wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.

Ernesto Che Guevara (1928 - 1967)

Text und Links: Abschied von Che als HTML oder PDF

Ernesto "Ché" Guevara - Mythos und Realität: www.aurora-magazin.at/wissenschaft/neissl_frm.htm

 


 



"Was ich denke" ergibt sich weit eher als ein Prozeß als etwas Endgültiges. Endgültigkeiten sind für Götter und Regierungen, nicht für den menschlichen Verstand. Es kann sein, daß Herbert Spencers Formulierung der Freiheit, als eine politische Grundlage der Gesellschaft, eine der bedeutendsten diesbezüglich ist; dennoch bedeutet das Leben mehr als Formeln. Im Kampf um Freiheit, wie Ibsen so gut darauf hingewiesen hat, ist es vor allem der Kampf um die Freiheit, und nicht so sehr das Erreichen; dieser enthüllt all das stärkste, festeste und schönste im menschlichen Charakter.

Emma Goldman (1869 - 1940)

Text "Was ich denke... " als HTML oder PDF

Biographie von Emma Goldman: http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/emma-goldman/


 



Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es. (1949, berümtestes Zitat aus "Das andere Geschlecht")

Als ich die Lust zur Sinnlichkeit entdeckte, habe ich an Gott zu glauben aufgehört. Denn er stahl mir die Erde.

Simone de Beauvoir (1908 - 1986)

Das Leben von Simone de Beauvoir als HTML oder PDF.

Bild des gemeinsamen Grabes mit Sartre am Friedhof Père Lachaise / Paris: Grab von Beauvoir und Sartre

Einführung in "Das andere Geschlecht" als HTML oder PDF.

Biographie: Uni Düsseldorf - Ausstellung

 

 


 



Sobald die Unschuld verloren ist und das reflexive Bewußtsein begonnen hat, gibt es jedoch keinen Rückweg mehr, der zu einer bloß biologischen - beziehungsweise zu einer bloß psychologischen, soziologischen, ökonomischen oder politischen - Anschauung der eigenen Gedanken insgesamt führt. Alle dermaßen externen Formen des Verstehens sind ihrerseits Beispiele des Denkens, und letztlich muß jedes Verständnis, zu dem wir hinsichtlich der Zufälligkeit, Subjektivität und Beliebigkeit unserer Wünsche, Eindrücke und intuitiven Empfindungen (gleichviel ob von Akzeptierung begleitet oder nicht) gelangen können, von Gedanken abhängen, die nicht so eingeschränkt sind, also von Gedanken, deren Gültigkeit unpersönlich ist und deren Anspruch auf unsere Zustimmung außschließlich auf ihrem Inhalt beruht. (1997, Zitat aus "Das letzte Wort")

Thomas Nagel (* 1934)

Text: Schokolade im Hirn

Mehr zu Thomas Nagel: New York University - Department of Philosophy

 


 



Der Philosoph, der in der Öffentlichkeit eingreifen will, ist kein Philosoph mehr, sondern Politiker; er will nicht mehr nur Wahrheit, sondern Macht.

Es ist bekannt, dass der radikalste Revolutionär am Tag nach der Revolution ein Konservativer wird.

Es ist ein Fluch, in interessanten Zeiten zu leben.

Gewalt beginnt, wo das Reden aufhört.

Je erfolgreicher einer lügt und je mehr Menschen er überzeugt, desto mehr Aussicht besteht, dass er am Ende an seine eigenen Lügen glaubt.

Nicht der Mensch bewohnt diesen Planeten, sondern Menschen. Die Mehrzahl ist das Gesetz der Erde.

Niemand hat das Recht, zu gehorchen.

Unter der Herrschaft eines Tyrannen ist es leichter zu handeln als zu denken.

Was uns bevorsteht, ist die Aussicht auf eine Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht.

Wenn es nicht so gefährlich wäre, sollte man der Welt doch einmal erzählen, was eine Ehe wirklich ist.

Wo alle schuld sind, ist es keiner.

Hannah Arendt (1906-1975)

Einführung in die politische Philosophie Hannah Arendts als PDF.

"Was ist Politik?" - PDF.

Link: Leben und Werk

 

 


 



"Er war ein Philosoph, also lästig den Theologen." (Eugen Drewermann, Theologe und Psychotherapeut, * 1940, über Giordano Bruno, der 1600 von der katholischen Kirche verbrannt wurde.)

„Und sie dreht sich doch“ - das gerne Galilei zugesprochene Zitat , pathetisch vom brennenden Scheiterhaufen geschrien, stammt tatsächlich von Giordano Bruno!

Nur ein ganz Törichter kann die Ansicht haben, im unendlichen Raum, auf den zahllosen Riesenwelten gebe es nichts anderes als das Licht, das wir auf ihnen wahrnehmen. Es ist geradezu albern, anzunehmen, es gebe keine anderen Lebewesen, keine anderen Denkvermögen, und keine anderen Sinne als die uns bekannten ( Bruno auf dem Scheiterhaufen).

Im All ist weder Mitte, noch Umkreis, sondern wenn Du willst, ist in allem eine Mitte und jeder Punkt kann als Mittelpunkt irgend eines Umkreises gelten.

Alle wahre Philosophie ist zugleich Musik oder Poesie und Malerei. Wahre Malerei ist zugleich Musik und Philosophie. Wahre Poesie ist eine Art göttlicher Weisheit und Malerei.

Mit grösserer Furcht verkündet ihr vielleicht das Urteil, als ich es entgegennehme. ( Bruno auf dem Scheiterhaufen).

 

Giordano Bruno (1548 - 1600)

Zwischen Kosmologie und Komödie - Brunos Leben und Werk als PDF.

Giordano Bruno - Naturphilosoph und Märtyrer als PDF.

Link: Leben und Werk


 



Um zu erkennen, dass es kein rundes Viereck gibt, muss ich eben über das runde Viereck urteilen.

Wer paradoxe Ausdrucksweise liebt, könnte also ganz wohl sagen: es gibt Gegenstände, von denen gilt, dass es dergleichen Gegenstände nicht gibt ...

Daß man nicht erkennen kann, ohne etwas zu erkennen, allgemeiner: daß man nicht urteilen kann, ohne über etwas zu urteilen, etwas vorzustellen, gehört zum Selbstverständlichsten, das bereits eine ganz elementare Betrachtung dieser Erlebnisse ergibt.

Metaphysik hat es ohne Zweifel mit der Gesamtheit dessen zu tun, was existiert. Aber die Gesamtheit dessen, was existiert, mit Einschluß dessen, was existiert hat und existieren wird, ist unendlich klein im Vergleiche mit der Gesamtheit der Erkenntnisgegenstände; und dass man dies so leicht unbeachtet lässt, hat wohl darin seinen Grund, dass das besonders lebhafte Interesse am Wirklichen, das in unserer Natur liegt, die Übertreibung begünstigt, das Nichtwirkliche als ein bloßes Nichts, genauer als etwas zu behandeln, an dem das Erkennen entweder gar keine oder doch keine würdigen Angriffspunkte fände.

Aber die Einordnung alles Wissens in Natur- und Geisteswissenschaft trägt unter dem Scheine einer vollständigen Disjunktion eben nur demjenigen Wissen Rechnung, das es mit der Wirklichkeit zu tun hat: es ist also näher besehen gar nicht zu wundern, dass die Mathematik dabei nicht zu ihrem Rechte gelangt.

 

Alexius Meinong (1853 - 1920)

Link: Leben und Werk

 




Du willst Freundschaft? Du willst Liebe? / Heute? Mit einer Milliarde Sklaven und Krieg an allen Ecken der Welt? / Du willst sofort ein Mensch sein? Sonst noch was? Wir sind keine Menschen, mein Lieber, noch nicht. Wir sind Mißgeburten, halbe Portionen, halbe Tiere. Alles was wir tun können, ist, daran zu arbeiten, daß die Kommenden uns nicht ähneln. (Die letzte Chance, 1949)

... Versuch es. Versuch von innen zu kämpfen. ... Wohin [es] führt ..., das Unmögliche zu versuchen? Zu nichts. Aber es gibt nichts anderes zu tun. (Die letzte Chance, 1949)

Draußen. Draußen und drinnen zugleich. Vollständig bei der Sache und vollständig unbeteiligt, das Unmögliche wollend und wissend, daß du es willst, und es wollend, als wenn es machbar wäre: genau das ist ein Mensch. (Die letzte Chance, 1949)

Ein zufälliges, nicht zu rechtfertigendes, aber freies Wesen, vollständig untergetaucht in eine Gesellschaft, die es unterdrückt, jedoch fähig, über diese Gesellschaft hinauszugehen durch seine Anstrengungen, sie zu verändern - das ist es, was der revolutionäre Mensch zu sein beansprucht. (Materialismus und Revolution, 1946)

Was bedeutet ..., daß die Existenz der Essenz vorausgeht? Es bedeutet, daß der Mensch zuerst existiert, sich begegnet, in der Welt auftaucht und sich danach definiert. Wenn der Mensch so wie in der Existentialist begreift, nicht definierbar ist, so darum, weil er anfangs überhaupt nichts ist. Er wird erst in der weiteren Folge sein, und er wird so sein, wie er sich geschaffen haben wird. Also gibt es keine menschliche Natur, da es keinen Gott gibt, um sie zu entwerfen. (Ist der Existentialismus ein Humanismus?, 1946)

 

Jean-Paul Sartre (1905 - 1980)

Link: Sartre (1905 - 1980)

Reales Buch lesen! Hervorragende Einführung in Leben und Werk ist

Susanne Möbuß, Sartre (Herder/Spektrum/Meisterdenker)

 


 



[31] »SAG MIR, Gefangner, wer hat dich gebunden?« »Es war mein Meister,« sprach der Gefangne, »ich glaubte jeden in der Welt mit Macht und Reichtum auszustechen. Ich häufte im eignen Schatzhaus das Geld, das meinem König gehört. Als mich Schlaf übermannt’, ruhte ich aus auf dem Bett, das für meinen Herrn bereitet, erwachend fand ich mich als Gefangner im eigenen Schatzhaus.« »Sag mir, Gefangner, wer wars, der diese unbrechbaren Ketten geschmiedet?« »Ich war es,« sprach der Gefangne, »der diese Ketten mit Sorgfalt geschmiedet. Ich glaubte mit unbesiegbarer Macht, die Welt zu fesseln, um Freiheit nur mir ungestört zu erhalten. So wirkte ich Tag und Nacht an der Kette mit großen Feuern und grausamen, harten Schlägen. Und als das Werk getan, vollendet die Glieder und unzerbrechbar, — da fand ich mich selbst in ihrem Griff.« (Gitanjali [31])

[12] DIE ZEIT, die meine Reise braucht, ist lang, und der Weg ist lang. Ich kam heraus auf dem Wagen im ersten Strahle des Lichts und setzte die Fahrt weiter fort durch die Wildnis der Welten und ließ meine Spur auf manchem Stern und Planeten. Es ist der fernste Weg, der am nächsten führt zu dir selbst, und jene Übung ist die schwierigste, die zum allereinfachsten Ton kommt. An jede fernste Türe muß der Wanderer klopfen, bis er zur eigenen gelangt, durch alle äußeren Welten muß man ziehn, zuletzt zum Allerheiligsten zu kommen. Und meine Augen streiften weit und breit, eh ich sie schloß und sprach: »Hier bist du!« Die Frage und der Ruf: »O wo?« zerschmilzt in tausend Tränenströmen und ertränkt die Welt mit der Flut der Versichrung »Ich bin!« (Gitanjali [12])

 

 

Rabindranath Tagore* (1861–1941)

Link: Gitanjali Online